Suche
Close this search box.
bitte nicht absetzen
Blog-Hasenfeld-5

Die writers:class an der MS Hasenfeld in Lustenau startet schreibend ins neue Jahr

Im Hinter­grund läuft ruhige Musik, hier und da hört man das leise Klappern von Tasten auf Laptops, Stifte fahren Zeile für Zeile über Papier­seiten in schon leicht lädierten College­blöcken. Die Klasse 3c an der Mittel­schule Hasenfeld in Lustenau startet als eine von insgesamt fünf Vorarl­berger writers:classes den ersten Schultag nach den Weihnachts­ferien mit dem automa­ti­schen Schreiben. „Ihr kennt das ja schon, schreibt für die nächsten fünf Minuten alles auf, was euch durch den Kopf geht. Wichtig ist, dass ihr den Stift nicht absetzt, sondern einfach durch­schreibt.“ Mit diesem Satz gibt die Autorin Katy Bayer, die die Klasse nach den Autoren Muhammet Ali Baş und Jürgen Thomas Ernst in ihrem dritten Jahr als writers:class begleitet, den Start­schuss für die Übung. Tatsächlich ist das automa­tische Schreiben, das den inneren Kritiker ausschaltet, bis die Gedanken aus dem Kopf endlich ungefiltert und unzen­siert aufs Papier fließen, eine liebge­wonnene Übung bei den Jugend­lichen. Was dabei aufs Papier kommt, ist nicht selten sehr persönlich und bleibt deshalb immer geheim. Es geht darum, sich der Gedanken, die durch den Kopf kreisen, bewusst zu werden und sie auf dem Papier abzulegen.

Wo und wie man Ideen findet

Gleich­zeitig verstecken sich in diesen beson­deren Texten nicht selten kleine Ideen, poetische Fügungen und immer wieder auch große Themen für Kürzest­ge­schichten, Gedichte oder Dialoge, die geschrieben werden wollen. Aber wo findet man eigentlich sonst die Ideen, über die man schreiben kann? „Naja, man kann einfach nachdenken!“, ist sich Kimi (13) sicher. Klar, kann man das! Wenn das aber nicht weiter­hilft, darf man auch zu kleinen Tricks greifen. Deshalb hat die erfahrene Poetry Slammerin Katy Bayer heute Postkarten, Zeitungs­über­schriften und kurze Sätze mitge­bracht. Die Schüler:innen greifen zu und machen sich auf die Suche nach den Geschichten, die sich hinter den Postkarten oder Überschriften wie Der unheim­liche Stern, Sehnsucht nach dem Strand oder auch Der Zauberwald verbergen. Kimi hält es dabei nur schwer an seinem Computer, er ist dafür umso inten­siver im Austausch mit seinem Mitschüler Lorenz. Wer von außen schaut, mag meinen, die beiden albern rum. Stimmt auch. Aber plötzlich macht Kimi eine Rapper-Pose und ruft: „Ich hab’s. Ich schreib jetzt die Geschichte, von einem, der aus dem Koma aufwacht. Voll! Das mache ich. Jetzt hab‘ ich’s.“

Bilder alle © Frauke Kühn

Aus den drei Themen vom Anfang, den Postkarten und Zeitungs­über­schriften wählen jetzt auch die anderen Schüler:innen eine Idee aus, die sie am meisten inspi­riert und über die sie einen Text schreiben möchten. Im Klassen­zimmer, wo es bis eben noch sehr lebendig und wuselig war, wird es jetzt still. Als hätte es ein geheimes Signal gegeben, tauchen alle Schüler:innen in der Klasse in das konzen­trierte Schreiben ein. Katy Bayer und die beiden Lehre­rinnen Birgit Schwarzmann-Sohm und Helga Riedmann helfen bei Blockaden, stellen die richtigen Fragen, wenn der Schreib­prozess stockt, bestä­tigen, lenken den Blick auf Details, ermutigen, diese auszu­ar­beiten, sie denken mit. Die Jugend­lichen schreiben, schweigen, flüstern, bleiben dran, setzen nicht ab. Die Phase dauert nicht ewig, nach knapp 20 Minuten kehrt alle Leben­digkeit der Teenager zurück, aber es sind auch Geschichten, Spannungs­bögen, Figuren, Welten oder Cliff­hanger entstanden, aus denen das kreative Ich und die Sprache der Schüler:innen hervorblitzen.

Danke an die Markt­ge­meinde Lustenau, unseren inspi­rie­renden Koope­ra­ti­ons­partner Litera­turhaus Vorarlberg, natürlich an Katy Bayer und an die Kolleg:innen der MS Hasenfeld für diese so wunderbare Zusammenarbeit! 

Text: Frauke Kühn

Und sonst so?