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Springt nicht ins kalte Wasser!
Bilder Website-06-2-2

Feine Nebel­tröpfchen hängen in der Luft, buntes Laub liegt verstreut auf den Wegen, der Himmel zeigt sich grau und dunstig. Es ist ein früher Morgen mitten im November und der Ort, an dem wir gemeinsam mit der writers:class der HAK Lustenau sind, könnte nicht skurriler wirken. Der Bademeister sieht uns kommen. Bestens gelaunt wünscht er uns einen guten Morgen und sperrt uns mit einer einla­denden Geste das große Tor zum menschen­leeren Parkbad in Lustenau auf. Genau: die writers:class schreibt heute im öffent­lichen Raum und hat sich dafür einen für diese Jahreszeit sehr ungewöhn­lichen Ort ausgesucht. 

Es ist still im Parkbad. Kein Kinder­ge­schrei, keine Geräusche von platschendem Wasser oder federnden Sprung­brettern. Es liegt auch kein Pommes­geruch in der Luft und wir spüren keine wasser­faltige Haut an unseren Händen. Und doch hallen alle diese Eindrücke wie ein schwaches Echo durch unsere Köpfe – so eng ist das Freibad selbst im Herbst mit den Sinnes­ein­drücken aus dem Sommer verbunden.

alle Bilder © Frauke Kühn

Die Autorin Andrea Keller, die die writers:class der HAK Lustenau in diesem Jahr begleitet und gemeinsam mit den Jugend­lichen einen Schwer­punkt im nature writing setzt, spürt, dass es diesen Ort jetzt neu zu entdecken gilt, obwohl fast alle Schüler:innen schon einmal hier waren. Sie lädt die Jugend­lichen zu einem stillen Spaziergang ein, bei dem alle Sinne geschärft, das Freibad neu gehört, gesehen, gerochen und gefühlt werden will. 

 

Mit der Methode des automa­ti­schen Schreibens schafft Andrea mit feiner Hand im Anschluss die beste Brücke, die das Erleben des Raumes mit dem Schreiben verbindet. Die Regel ist einfach: sieben Minuten lang schreiben die Teenager das auf, was ihnen durch den Kopf fließt, ohne den Stift vom Blatt abzusetzen. Wenn der Anfang schwer­fällt, einfach ein ‚Ich‘ schreiben, wenn der Kopf leer zu sein scheint, einfach das letzte Wort so lange wieder­holen, bis das nächste Wort im Kopf aufblitzt. Intuitiv ahnen die Schüler:innen, dass das eine sehr persön­liche Schreib­übung werden kann und ihre erste Frage ist, ob der Text vorge­lesen und geteilt werden muss. Andrea beruhigt sie: das, was hier entsteht, bleibt privat. 

Das Parkbad im Herbst erweist sich nicht nur als eindrück­liche Raumer­fahrung, sondern auch als reich­haltige Inspi­ra­ti­ons­quelle für das kreative Schreiben. Wir freuen uns, dass das neue Schuljahr auf so ungewöhn­liche Weise für die writers:class der HAK Lustenau beginnen darf und sind gespannt darauf, wo und wie die Schüler:innen gemeinsam mit Andrea Keller der Natur noch schreibend hinter die Kulissen schauen.

Danke an Double Check für die finan­zielle Unter­stützung des Projektes, an unseren inspi­rie­renden Koope­ra­ti­ons­partner Litera­turhaus Vorarlberg und an die Lehrerin Nadja Naier von der HAK Lustenau, die unermüdlich organi­siert, Zeiträume im Stundenplan für die writers:class öffnet und die Projektidee nicht nur trägt, sondern mit uns allen lebt. 

Und sonst so?