Stadt­flüstern in einer Marktgemeinde?
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„Ich habe einen Namen.

Meine Kollegin auch.

Ihr auch?“

So beginnt „der Neue in der Klasse“, dessen Namen wir noch nicht kennen, und schaut in die Runde. Einzelne Schüler:innen nicken. Der „Neue“ schaut noch einmal in die Runde. Nun nicken ein oder zwei weitere Schüler:innen.

 

„Mit welchem Buchstaben fängt denn dein Name an?“, fragt er die Sitznach­barin zu seiner Rechten. „Und was mit dem gleichen Buchstaben fällt dir ein, das du gut kannst oder gerne machst?“

 

„A“, antwortet sie. „Und ich bastle gerne.“

„OK, A also. Dann haben wir etwas gemeinsam. Mein Name fängt nämlich auch mit A an. Und das Basteln… hm … das ist dann also ein B. Fällt dir auch noch etwas mit A ein, das du gerne machst?“

„Ausmalen“, kommt als Antwort. „Ich heißte Aurelia und ich ausmale gern!“

 

So geht es dann weiter. Buchstabe um Buchstabe lernen wir die Klasse kennen.

Elias – ein-mal-eins

Johanna mag gern Johannisbeersirup.

Levin liest gerne.

„Und hat die längste LeseLeih­Liste in der Schul­bi­bliothek“, ergänzt Birgit, die Klassen­leh­rerin, die gerne Blumen pflanzt und pflegt.

Tyler teilt gern.

Luis, oder Herr L wie ihn der noch namenlose Gast nennt, hat ein buntes Licht in seinem Zimmer.

Yasin – yemek. Er isst gerne und yemek heißt auf türkisch „essen“.

Mathilda mag Mathe.

Ilkay mag Igel.

Mia malt gerne.

Noah mag Nutella, Chiara Chamä­leons, Simone Sternenhimmel.

Emir Akif spielt gerne E‑Football.

Morsal malt gerne Katzen.

Auch die bezau­bernde Barbara gehört zur Klasse.

Und zu guter Letzt verrät uns auch „der Neue in der Klasse“ seinen Namen. Er heißt Andreas und mag gerne Autoren, ist aber selber keiner. „Was ist denn eigentlich ein Autor? Wisst ihr das?“

 

Klar wissen das die Schüler:innen der 1c der MS Hasenfeld. Ein Autor hat ein Buch geschrieben. Er denkt sich Geschichten aus. Er schreibt.

 

 

Auch wir werden schreiben. Wir werden uns mit der 1c auf den Weg machen. An ihre Lieblingsorte. Und dort schreiben. An den Orten, an denen sie sich gerne aufhalten. „Ist ein Lieblingsort denn nur mit guten Gefühlen behaftet, oder kann dort auch Negatives verortet sein“, fragt Andreas die Klasse. Ein Grab könne ein Lieblingsort sein, weil man einen lieben Menschen dort besuchen wolle, und doch schwinge etwas Negatives mit, erzählt ein Schüler. Die Schüler:innen haben verstanden, worum es geht. Haben sich schon ein wenig überlegt, wo ihre ganz persön­lichen Lieblingsorte sind. Und beim nächsten Mal werden sie sich auf den Weg machen. Werden ihre Lieblings­plätze besuchen, sich von der Umgebung, dem Geruch, dem Gefühl, der Atmosphäre vor Ort zum Schreiben verführen lassen.

 

Auch in der ersten von sechs Doppel­stunden wird schon geschrieben. In Klein­gruppen teilen die Schüler:innen ihre Lieblings­plätze und arbeiten an ihrem ersten Schreib­auftrag. Schüler:innen der ersten Gruppe stellen ihre ganz persön­lichen Lieblingsort-Kurzge­schichten vor, die zweite Gruppe erzählt eine impro­vi­sierte Reihum­ge­schichte, während Gruppe drei im Kollektiv geschrieben hat und Gruppe vier uns ein Rätsel in Form eines Kurzge­dichts präsen­tiert. In dieser Gruppe gab es einen Ideen­geber, eine Schrei­berin, eine Leserin – Stärken­einsatz vom besten!

 

„Wir treffen uns draußen.

Es ist Sommer.

Wir fühlen uns glücklich und befreit.“

 

So lautet das Rätsel und nach einigen falschen Antworten kommt die richtige Antwort aus dem Publikum: „Parki!“ Das Lustenauer Freibad ist das Lösungswort. Ein absoluter Lieblingsort.

 

Beim nächsten Mal werden wir uns tatsächlich draußen treffen.

Auch wenn noch nicht Sommer ist.

Hoffentlich werden wir uns trotzdem glücklich und befreit fühlen, wenn wir schreiben. Und obwohl Andreas sich alle Namen samt Stichwort notiert hat, erinnert er sich an den ein oder anderen nicht mehr. „Vor lauter Schreiben weiß man nicht mehr, was man hört“, meint er. Beim Stadt­flüstern geht es ums Schreiben und ums Hören. Aber zum Glück nicht gleich­zeitig. Die Schüler:innen dürfen sich aufs Schreiben freuen, ihr aufs Hören der Geschichten.

 

Ich heiße Aurelia und ich ausmale gern.

Elias – ein-mal-eins.

Johanna mag gern Johannesbeersirup.

Levin liest gerne. (Und hat die längste LeseLeih­Liste in der Schulbibliothek.)

Birgit pflanzt und pflegt gerne Blumen.

Tyler teilt gern.

Luis hat ein buntes Licht in seinem Zimmer.

Yasin – yemek, was auf türkisch essen heißt. Er isst gerne.

Mathilda mag Mathe.

Ilkay mag Igel.

Mia malt gerne.

Noah mag Nutella, Chiara Chamä­leons, Simone Sternenhimmel.

Emir Akif spielt gerne E‑Football.

Morsal malt gerne Katzen.

Auch die bezau­bernde Barbara gehört zur Klasse.

Andreas und mag gerne Autoren, ist aber selber keiner.

 

Das ist die 1c.

Die 1c wird in diesem und im nächsten Jahr „stadt­flüstern“.

Und das in der größten Markt­ge­meinde Österreichs.

Mit Simone und Andreas.

Es wird spannend!

 

Das Projekt wird von Simone Fürnschuß-Hofer und Andreas Jähnert begleitet. Simone ist Text- und Projekt­ge­stal­terin, Journa­listin und Redak­ti­ons­lei­terin von marie- die Vorarl­berger Straßen­zeitung. Andreas Jähnert ist Schau­spieler, Regisseur, Performer und Produzent

 

Unter dem Titel Stadt­flüstern wurde das Projekt vom Litera­turhaus Vorarlberg und der Stadt Hohenems in Hohenems umgesetzt. Das W*ORT durfte dieses Projekt für die Markt­ge­meinde Lustenau übernehmen. Nicht nur die Idee sondern auch den Titel — mit einem Augen­zwinkern natürlich. Finan­ziert wird das Projekt vom OEAD Kunst ist Klasse.

Und sonst so?