Dein Körper lügt nicht
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Heute ausnahms­weise mal keine Katy in der writers:class an der MS Hasenfeld Lustenau, denn heute ist Markus Riedmann da. Der Schul­theater-Coach geht heute mit den Schüler:innen nicht an die Schreib‑, sondern an die Redearbeit. Der tollste Text lebt vom besten Vortrag. Aber wie kommt man genau dort hin: zum besten Vortrag? Wie wird mein Text auf meinem Papier vor meinem Publikum lebendig? 

Vor der Präsen­tation ihrer Texte, die in der writers:class der MS Hasenfeld in diesem Schuljahr entstanden sind, spürt Markus Riedmann gemeinsam mit den Jugend­lichen diesen Geheim­tipps für den selbst­be­wussten, leben­digen Vortrag nach. Schnell ist klar, alles fängt bei der eigenen Stimme und dem eigenen Körper an. Es reichen schon kleine Übungen, um die Teenager ihre Stimme erfahren zu lassen. Laut, leise, schnell oder langsam, betont und unbetont – Stimme ist erlebbar und kann mit wenig Modulation große Wirkung erreichen. Aller­dings nutzt die profes­sio­nellste Stimme nichts, wenn der Körper, in dem sie wohnt, gegen sie arbeitet. Erst das authen­tische Zusam­men­spiel von Stimme und Körper kann die volle Kraft des gespro­chenen Wortes entfalten. „Mit eurer Stimme bekommt ihr die ein oder andere Notlüge hin“, erklärt der Theater­coach. „Euer Körper aber, kann nicht lügen!“ Damit sich die Schüler:innen dieser mächtigen Möglichkeit bewusst werden, teilt er die Klasse in zwei Gruppen auf, beide Gruppen stehen sich gegenüber. Jetzt gilt es die jeweils andere Gruppe mit Befehlen durch den Raum zu navigieren. Während die Jugend­lichen zuerst noch die Stimme, dann Gesten nutzen dürfen, bleibt ihnen am Ende nur noch ihre Mimik, um ihrem Gegenüber klarzu­machen, ob er/sie kommen, stoppen oder gehen soll.

alle Bilder © Frauke Kühn

„Und, was macht mehr Spaß? Folgen oder ‚Herum­bossen‘?“, fragt Markus Riedmann. „Herum­bossen!“, sind sich die Schüler:innen einig. „Dann denkt dran: wenn ihr eure Texte auf der Bühne lest, dann bosst ihr herum. Eure Texte sind wichtig, ihr seid wichtig. Das darf euer Publikum ruhig merken.“ Dann kommt der nächste Schritt Richtung Bühne. In Zweier­gruppen gestalten die Schüler:innen einen Nonsense-Text ohne jede Bedeutung mit Stimme, Körper, Gestik und Mimik – und immer einer anderen Emotion. Tatsächlich schöpfen die Schüler:innen das komplette Potenzial dort aus, wo keine Bedeutung vorgeben ist. So wird auch dem Text ein Streit­ge­spräch, eine Situation, in der man nach dem Weg fragt oder in der man von einem besonders schönen Erlebnis erzählt. 

Die writers:class hat sich heute zum ersten Mal auf den Brettern auspro­biert, die die Welt bedeuten können, und allen gezeigt, wie sehr writers:class immer wieder auch bedeutet, sich zu trauen, Zutrauen zu üben und Selbst­ver­trauen zu erlangen. Am Montag, 12. Juni macht die Klasse dann im W*ORT in Lustenau Ernst und zeigt sich mit ihren Texten auf der Bühne vor echtem Publikum! Wir feiern euch!

Danke an Markus Riedmann für diesen frischen Theaterwind, danke an Katy Bayer, die die Klasse in diesem Jahr als Autorin auf ganz wunderbare Weise begleitet. Die writers:class an der MS Hasenfeld in Lustenau, die wir gemeinsam mit dem Litera­turhaus Vorarlberg flankieren, wird freund­lichst von der Markt­ge­meinde Lustenau unter­stützt und wäre ohne die Lehre­rinnen Helga Riedmann und Birgit Schwarzmann-Sohm unmöglich. 

Text: Frauke Kühn

Und sonst so?