Zeichen­un­ter­richt in der Druckwerkstatt
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Seit Februar 2024 findet der Zeichen­un­ter­richt der 3b der MS Rheindorf im Druckwerk statt. Das Druckwerk ist nur wenige Meter von der Schule entfernt und doch eine ganz andere Welt. Schul­bänke werden durch Druck­ma­schinen ersetzt, Stifte durch Letter und Walzen, Schul­hefte durch Steine, Siebe, Folien. Nach 10 Doppel­stunden kreativem Schreiben wird die Geschichte nun mit Bildern berei­chert und erweitert.

Heute ist Frau Alge zum ersten Mal mit dabei. Sie weiß nicht, worum es geht bei diesem Projekt, denn bisher war sie noch nicht einge­weiht, ist heute nur als Begleit­person mit dabei. Auf der Tafel, die im Druckwerk natürlich keine „richtige“ Tafel ist, stehen Begriffe wie „Rö, Steven Hawkins, Hugo, John Pork, King Thomas und Lady Gaga“. Nun versteht Frau Alge noch weniger. Eine Schülerin klärt sie auf. „Wir haben eine halbe Geschichte geschrieben, nun machen wir die Figuren und die Landschaften dazu.“ Pirmin, der den Workshop leitet, erklärt kurz, was heute ansteht. Die Jungs müssen noch ihre Landschaften drucken, der Rest die Figuren fertig machen, neue Firguren drucken, die gedruckten ausschneiden. Er geht mit den Siebdru­ckern ans Werk. Der Rest organi­siert sich selbst. „King Thomas“ braucht noch ein wenig, bevor er im Kopf von Emir entstehen darf, bevor Emir ihn aufs Papier bringt. Emir ist der King der Kings. Der Name Emir bedeutet Herrscher oder Fürst – also vielleicht kein Zufall, dass genau er die Könige unter sich hat. Er hat bereits King Kong und King Schlong erschaffen. Aber der Thomas, der Thomas, der will noch nicht ganz. Kreative Prozesse brauchen manchmal ein wenig Zeit, Lange­weile, Wider­stand. Plötzlich kommt Emir ins Tun. Findet zwei B, die zum Kopf werden dürfen. King Thomas darf entstehen.

Während die Schüler:innen die Figuren für die Geschichte zeichnen, malen, drucken, aus Buchstaben zusam­men­setzen, ausschneiden, spielen sie „Imposter“. Ein digitales Spiel, das norma­ler­weise auf dem Handy gespielt wird, wird nun in ihren Köpfen gespielt, ganz analog. Einzelne Wörter wie „rot“, „Pizza“ oder „ladybug“ fliegen durch den Raum, als Anwort kommt „Ja, ich check“, „Achso, achso“, “Bester Call, Junge” und “Iconic Girl” kommen aus allen Richtungen. Als Zuhörer:in checkt man nichts. Auch das ist nicht wichtig.

 

Emir erklärt Frau Alge die Charaktere. Für jemanden ü15 sind sie nicht so einfach zu checken. Auch das ist nicht wichtig. Denn die Geschichte und die Charaktere und der Prozess soll von den Jugend­lichen verstanden werden. Nur das ist wichtig.

„Ich fang gleich an zu weinen, das ist so gut“ ist die Reaktion von Sinem auf „Spieler Nr 456“, einen der Charaktere aus der Geschichte. Zwischen Buchstaben und Druck­farben, zwischen Bleistiften und Walzen wird die Geschichte weiter geschrieben. Von der 3b. Im Druckwerk. Kunst ist Klasse. Die 3b auch.

 

Das Projekt wird von der Förder­schiene Kunst ist Klasse vom OEAD finanziert.

Und sonst so?